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50 Geschichten für 50 Jahre: Alfons Gunnemann '73

7. September 2022

Anlässlich unseres 50-jährigen Jubiläums im Jahr 2018/19 haben wir Geschichten und Profile von Menschen und Institutionen gesammelt, die uns beim Aufbau unserer Organisation geholfen haben, die 1968 aus dem Traum einer einzigen Person entstand. Wir werden jede Woche eine Geschichte in unserem Blog vorstellen. Viel Spaß mit diesen "50 für 50"-Profilen über die engagierten Vorstandsmitglieder von ASSIST, die dynamischen Mitarbeiter, die einladenden Gastfamilien und die begeisterten ASSIST Scholars.

Alfons Gunnemann '73
Deutschland, St. Andrew's School, P' '06, '08' '11

Das ASSIST-Auslandsjahr hat die Art und Weise, wie jeder Alumni in unserer Familie - Charlotte (2010), Julius (2008), Frederic (2006) und ich, Alfons (1972/73) - heute über die Welt denkt, grundlegend geprägt. Ich fühle mich geehrt, dass ich unsere Geschichte zum 50-jährigen Jubiläum dieser wunderbaren Organisation erzählen darf.

ASSIST war 1972 eine ziemlich kleine Gruppe, als ich zum ersten Mal in einem Flugblatt, das mir mein Englischlehrer gab, von der Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts in den USA las. Wie wäre es, wenn ich ein ganzes Jahr lang in den USA leben und auf einem amerikanischen Internat lernen könnte? Das klang nach der coolsten Idee, die ich je hatte, und sicherlich nach der größten Herausforderung meiner Jugend.
Und das war es auch. Beim Vorstellungsgespräch für das Stipendium im Generalkonsulat in Düsseldorf war ich erstaunt, wie interessiert meine Gesprächspartner an dem waren, was wir zu sagen hatten. Ich war auch schockiert über die schwierigen Fragen, die sie stellten: "Warum wären Sie ein guter Botschafter für unsere transatlantischen Beziehungen? Warum schießen Sie auf Tiere?" (Anmerkung: Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und hatte einen Jagdschein.)

Der Erhalt des Stipendiums und der Platz an der St. Andrew's School in Delaware war für mich wie ein Lottogewinn. Bald landeten ich und einige andere Stipendiaten auf dem JFK, wo Paul Sanderson, der Gründer und erste Direktor von ASSIST, uns direkt an der Landebahn herzlich willkommen hieß. Eine nette Gastfamilie holte mich ab und fuhr mich zu ihrem Haus in Upstate New York, damit ich meine Sommerlektüre nachholen konnte - ein neues Konzept für mich -, bevor ich nach Delaware fuhr, um dort ein Internat zu besuchen. Mein Gastvater erzählte mir stolz, dass er 4.000 Kühe besaß, und zeigte mir, was in seinem Lincoln Mark 4 steckt.

Schon bald auf dem Campus war ich beeindruckt von der spannenden Gemeinschaft, die ich entdeckte. Meine Zeit im Internat hat mein heutiges Denken grundlegend geprägt. Was ich während meines ASSIST-Jahres gelernt habe, lässt sich am besten in dem Film "Der Club der toten Dichter" zusammenfassen, der passenderweise fünfzehn Jahre nach meinem Abschluss in derselben Schule gedreht wurde. "Nutzt den Tag, Jungs. Macht euer Leben außergewöhnlich." Robin Wiliams - in der Rolle des sehr liberalen Englischlehrers Mr. Keating - erinnerte seine Schüler bekanntermaßen daran. Ich lernte in genau denselben Klassenzimmern, in denen fünfzehn Jahre später Knox Overstreet und Neil Perry & Co. unterrichtet wurden. Und dort lernte ich, das Offensichtliche in Frage zu stellen, neugierig zu bleiben, nicht so leicht aufzugeben und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Damals, 1973, wusste ich, dass ich diese Erfahrung an meine Kinder weitergeben wollte, sollte ich jemals das Glück haben, welche zu haben.

Und so kam es. Anlässlich eines Klassentreffens nahm ich meine Jungs - 13 und 15 Jahre alt - mit auf den Campus. Selbst in diesem jungen Alter waren sie genauso begeistert wie ich damals in den 1970er Jahren. Einige Jahre später, 2006 bzw. 2008, hatten auch meine Söhne Frederic und Julius das Glück, ein großzügiges ASSIST-Stipendium zu erhalten und besuchten schließlich die gleiche Schule wie ich - ein Traum für jeden Vater! Im Jahr 2011 verbrachte meine jüngste Tochter Charlotte eine wunderbare Zeit am Wyoming Seminary in Pennsylvania.

Die Jahre bei ASSIST haben auch die Art und Weise, wie meine Kinder über unsere globale Welt denken, nachhaltig geprägt - und ihre ASSIST-Erfahrungen haben sie dazu motiviert, weiterhin internationale Erfahrungen zu sammeln und in den USA, Großbritannien, Frankreich und in Afrika zu studieren und zu arbeiten. Wir freuen uns alle, heute an den 50. ASSIST-Feierlichkeiten teilzunehmen - außer Julius. Er hat eine gute Ausrede, denn er feiert stattdessen sein 10. Klassentreffen auf dem Campus seiner ASSIST-Schule.

Über Alfons:
Alfons Gunnemann, ASSIST-Jahrgang 1973, absolvierte sein Medizinstudium an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und promovierte in Frankreich. Heute arbeitet er als leitender Chirurg in der urologischen Abteilung des Klinikums Lippe in Detmold, das zur neu gegründeten medizinischen Fakultät Bielefeld gehört. Er hat sich auf die Beckenbodenchirurgie spezialisiert und ist Mitglied in mehreren internationalen Berufsverbänden.